Die Krux mit dem Bahnersatz

Anzeige am Postauto
Bahnersatz Bad Zurzach – Eglisau

Als Anfang März die Infos im Briefkasten landeten, dass die Zugstrecke zwischen Bad Zurzach und Bülach vom 30.3. bis zum 23.4. gesperrt sein werde, reagierte ich wohl wie die meisten, die hier im Zurzibiet regelmässig den ÖV benutzten: Ich rollte mit den Augen und stöhnte «Nicht schon wieder!»

Wobei das natürlich ein wenig ungerecht ist, denn die Sperrung wegen des Umbaus unseres Bahnhof ist ja schon mehr als ein Jahr her … Dennoch erinnere ich mich an die Probleme beim Umsteigen (damals war mein Knie ja noch nicht ersetzt), an die Verspätungen und die Umstände, wenn mehr als ein Kinderwagen mit ins Postauto sollte. Und jetzt alles wieder von vorn? Immerhin:

 

Die Information der Fahrgäste verlief super

Das letzte Mal wurde ich von der Sperrung völlig überrascht, was eventuell aber auch daran lag, dass ich gerade frisch ins Zurzibiet gezogen war. Diesmal erhielt jeder Haushalt ein Schreiben per Post, die Sperrung wurde im Zug selbst durch Kontrolleure kommuniziert, die auch Prospekte mit den genauen Zeiten der Ersatzbusse abgaben. Die Abfahrtszeiten der Ersatzbusse wurden zudem rechtzeitig vor der Sperrung auf einer grossen Tafel am Bahnhof kommuniziert.

 

Bahnersatz oder Alternativroute

Da ich nicht regelmässig pendle, sondern je nach Auftrag zu Kunden fahre, habe ich keinen fixen Fahrplan. Ich habe schnell gemerkt, dass es je nach Termin geschickter sein kann, die Strecke via Baden oder Brugg zu wählen – da ich seit gut 2 Jahren mit dem GA unterwegs bin, spielt das für mich ja keine Rolle. Für Menschen mit einem Streckenabonnement steht diese Alternative leider nicht zur Verfügung, weil da ja unterschiedliche Zonen befahren werden (wobei mich, ehrlich gesagt, der Aufdruck der Zonen auf den Fahrkarten, eher an eine Bingokarte erinnert – der konkrete Informationsgehalt erschliesst sich mir in der Regel nicht … ).

 

Mit etwas geschickter Routenwahl kann ich den Bahnersatz also meiden – und erspare mir damit eine Verlängerung der Reise von bis zu 30 Minuten. Das Umsteigen in Eglisau ist dafür einfacher als seinerzeit in Rietheim: Der Bus fährt fast aufs Perron! Kein Hetzen durch die Unterführung, keine Treppen, die mit Kinderwagen und Einkaufskärreli oder für Menschen mit Gehbehinderungen zum Problem werden. 

Also alles halb so schlimm?

Ich vermute mal, dass es zu den Stosszeiten relativ eng werden kann im Postauto, das als Bahnersatz dient (ich selber meide diese Zeiten). Reisen müssen etwas besser geplant werden, da der Ersatzbus einen anderen Takt hat als die Züge. Erfreulicherweise werden in der SBB-App oder im ZVV-Fahrplan je nach gewünschter Abfahrtszeit auch schnellere Routen angezeigt. So habe ich eher durch Zufall gemerkt, dass ich viel mehr Möglichkeiten habe, um nach Schöfflisdorf-Oberweningen zu gelangen, als ich bis jetzt gekannt hatte.

 

Die längere Fahrtzeit ist natürlich etwas unangenehm – auf der anderen Seite bin ich mir vom Ausland her auch anderes gewohnt: Dass Züge völlig ausfallen oder dass der Bahnersatz nur zu Stosszeiten bereitgestellt wird. Von daher bin ich eigentlich ganz zufrieden mit der jetzigen Lösung.

Und wozu das Ganze?

In einem ausführlichen Bericht in der Botschaft habe ich jetzt erfahren, was denn eigentlich alles gemacht wird. Und war, ich gebe es gerne zu, beeindruckt. Nachdem ich dies gelesen hatte, stellte sich in Bezug auf die Sperrdauer plötzlich nicht mehr die Frage: «Was – so lange?» An deren Stelle trat ein leises Staunen: «Das alles schaffen die in 24 Tagen?» – Aber lest selber:

 

Und klar – falls ich während der Sperrung wieder mal früher los muss, werde ich wohl, wie viele andere, schimpfen. Doch vielleicht erinnere ich mich auch an die Bahnarbeiter, die 7 Tage die Woche in zwei 10-Stunden-Schichten arbeiten, um die Sperrung so kurz wie möglich zu halten. Und dann geht es wieder :-)

Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Lovey (Montag, 11 April 2016 09:02)

    Ein Freund, der gerade hinter dem Bahnhof wohnt, hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass sie seit dem 30.3. jeden Tag, von morgens früh bis abends spät, im Halbstundentakt jeweils 2 oder 3 Mal hintereinander die Lautsprecherdurchsagen hören, welche die Reisenden informieren, wieso sie aussteigen müssen und wo der Bus fährt. Gartennutzung? – Fehlanzeige! Am Samstag wollte er reklamieren, aber als er bei der SBB endlich jemanden erreichte, hiess es, Reklamationen würden nur von Montag bis Freitag entgegen genommen. Nicht gerade kundenfreundlich …
    Was mich zur Überlegung führte, dass bei 20-Stunden-Tagen ja unweigerlich noch viel mehr Anlieger von Tages- und Nachtlärm betroffen sind. Ich bin ja direkt neben der damaligen EBT- Bahnlinie aufgewachsen und weiss, wie nervig gerade die Schottermaschinen sein können (wobei die vielleicht in 30 Jahren etwas weiter entwickelt worden sind) …
    Werde die Anmerkung deshalb mal an @railservice (https://twitter.com/RailService) weitergeben:
    Werden die Anwohner eigentlich speziell informiert?
    Wohin können sie sich wenden, wenn die Belästigung zu gross wird?

  • #2

    Tin (Montag, 11 April 2016 11:39)

    Tja, die einen wollen ständig informiert sein, die anderen wollen ihre Ruhe (beim Bahnhof?). Irgendwie kann das ja nicht aufgehen.

  • #3

    Lovey (Montag, 11 April 2016 11:45)

    Na ja, hier leiden tatsächlich einige Menschen – zugunsten der Mehrheit: 20-Stunden-Schichten bedeuten für die Anwohner mehr Lärm, nicht nur rund um den Bahnhof, sondern auch dort, wo diese Riesenmaschine im Einsatz ist (und ich weiss, wovon ich spreche, bin direkt neben den Gleisen der damaligen EBT aufgewachsen). Aber wenn man nur von 8-17 Uhr an den Wochentagen arbeiten würde, wäre die Sperrung natürlich viel länger … Ich denke, in einem Land, das so dicht besiedelt ist wie unseres, mit doch grosser Nutzung des ÖV, ist es schlicht nicht möglich, es allen recht zu machen. Vielleicht wäre aber eine bessere "Abfederung" bei den Betroffenen möglich – durch bessere Kommunikation, Ohrstöpsel, vielleicht Gratis-Tageskarten zum Flüchten, was weiss ich … Gebe das einfach mal als Anregung an die SBB weiter! #sbbservicescout